5 Fragen an Enrico Meier

In der Sozialwirtschaft eröffnen sich spannende Möglichkeiten für Künstliche Intelligenz: von der Dokumentation über Assistenzsysteme bis hin zu Robotik. Doch eine zentrale Frage bleibt: Wie lassen sich solche Projekte finanzieren? Wir haben dazu mit Enrico Meier, Direktor Geschäftsbereich Markt der SozialBank, gesprochen.

Veröffentlicht:

Expertenstimmen

2 Min. Lesezeit
Enrico Meier, Direktor Geschäftsbereich Markt der SozialBank

Welche Chancen eröffnet Künstliche Intelligenz der Sozialwirtschaft – und warum spielt die Finanzierung dabei eine so zentrale Rolle?

Künstliche Intelligenz kann Prozesse effizienter gestalten, Fachkräfte entlasten und so mehr Zeit für die direkte Arbeit mit Menschen schaffen. Beispiele sind intelligente Einsatzplanung, automatisierte Dokumentation oder präventive Analysen im Gesundheits- und Pflegebereich. Finanzierung spielt hier eine zentrale Rolle, weil die Einführung von KI-Lösungen mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden ist – etwa für Technologie, Dateninfrastruktur und Qualifizierung der Mitarbeitenden. Viele soziale Träger verfügen nicht über die nötigen Eigenmittel, weshalb bedarfsgerechte Finanzierungsmodelle entscheidend sind, um die digitale Transformation nachhaltig zu gestalten.

Gibt es Möglichkeiten, Zugang zu Kapital und Förderung zu erhalten, wenn Einrichtungen in KI-Lösungen investieren möchten?

Ja, es gibt verschiedene Ansätze. Neben klassischen Bankfinanzierungen besteht die Möglichkeit, bestehende öffentliche Förderprogramme auf Bundes- und Länderebene zu nutzen, die Digitalisierung und KI im sozialen Bereich unterstützen – etwa über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) oder EU-Fonds. Die SozialBank unterstützt ihre Kundinnen und Kunden aktiv dabei, passende Fördermittel zu identifizieren und mit eigenen Finanzierungslösungen zu kombinieren.

Brauchen wir neue Finanzierungsmodelle für KI in der Sozialwirtschaft – oder lassen sich bestehende Instrumente anpassen?

Beides ist notwendig. Bestehende Instrumente wie Investitionskredite oder Förderdarlehen können angepasst werden, etwa durch flexiblere Laufzeiten oder Tilgungsmodelle, die den Innovationscharakter von KI-Projekten berücksichtigen. Gemeinnützigen Einrichtungen muss der Zugang zu öffentlichen Darlehensprogrammen erleichtert werden. Gleichzeitig entstehen neue Modelle, z. B. hybride Finanzierungen oder Kooperationen mit Impact-Investoren, Crowd-Funding die soziale Wirkung und technologische Innovation verbinden. Ziel muss sein, ein Finanzierungsökosystem zu schaffen, das soziale Einrichtungen bei der Erprobung und Skalierung von KI-Lösungen gezielt unterstützt.

Welche Erfahrungen gibt es bereits im Bereich Finanzierung von KI-Projekten in der Sozialwirtschaft – und was lässt sich daraus lernen?

Erste Erfahrungen zeigen: Erfolgreiche KI-Projekte entstehen dort, wo Finanzierung, Technologie und sozialer Auftrag frühzeitig zusammengedacht werden. Entscheidend ist eine gute Projektvorbereitung – von der Bedarfsanalyse über die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bis zur Qualifizierung der Mitarbeitenden. Aus bisherigen Projekten lernen wir, dass Vertrauen, Transparenz und Begleitung besonders wichtig sind. Die SozialBank versteht sich dabei nicht nur als Finanziererin, sondern als Partnerin, die die Organisationen beratend durch den gesamten Innovationsprozess begleitet und Brücken baut.

Welche ersten Schritte empfehlen Sie Organisationen, wenn sie ein KI-Projekt starten und Unterstützung beim Thema Finanzierung benötigen?

Zunächst sollten Organisationen eine klare Zieldefinition vornehmen: Welches Problem soll die KI lösen, und welchen Mehrwert bringt sie für Klienten und/oder Mitarbeitende? Im nächsten Schritt empfiehlt sich eine Wirtschaftlichkeitsanalyse und eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit der SozialBank. So können gemeinsam Finanzierungskonzepte entwickelt und passende Fördermittel identifiziert werden. Wichtig ist außerdem, frühzeitig alle Stakeholder – insbesondere Mitarbeitende und Träger – einzubeziehen, um Akzeptanz und Nachhaltigkeit sicherzustellen. Eine Erfolgskonzept ist, sich mit kleinen und realistischen Schritten den KI-Projekten zu nähern, um auch Erfolge ins Unternehmen zu transportieren.

Auf dem Kongress der Sozialwirtschaft am 25.–26. November 2025 in Berlin wird Enrico Meier zusammen mit Isabell Rost, Regionaldirektorin Ost für den Bereich Markt der SozialBank, den Vortrag „Tech trifft Tatkraft: Finanzierungslösungen für KI in der Sozialwirtschaft“ halten. 

  • BG-Pflege – ein Porträt

    Pflege bedeutet weit mehr als reine Versorgung – sie ist ein Beruf voller Empathie, Herzblut und Einsatzbereitschaft. Unsere Kundinnen und Kunden zeigen uns jeden Tag, wie erfüllend, abwechslungsreich und bereichernd ihre Arbeit ist. Im Gespräch mit dem Pflegedienst BG-Pflege erfahren…

  • 5 Fragen an Susanne Leciejewski

    Künstliche Intelligenz ist längst in den Arbeitsalltag der Sozial- und Gesundheitswirtschaft eingezogen. Welche konkreten Chancen KI und Digitalisierung der Branche bieten und wie deren praxisnahe Umsetzung aussieht, wird beim Kongress der Sozialwirtschaft am 25. bis 26. November 2025 in Berlin…

  • Pflege kennt keine Grenzen

    Im Gespräch mit unseren Kund*innen stellen wir immer wieder fest, welchen Herausforderungen sie sich täglich stellen müssen. Pflege ist nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Wir wollten mehr über ihren Arbeitsalltag erfahren und wie sie es schaffen, mehr Zeit…